Seit mehr als fünf Jahrzehnten wird in der Wissenschaftstheorie über die Position des wissenschaftlichen Realismus debattiert. Im Kern geht es bei dieser Debatte um die Frage, ob die Wirklichkeit oder die Natur als vom menschlichen Geist, von menschlicher Sprache und menschlicher Kultur, allgemeiner: von subjektiven Leistungen, unabhängig verstanden werden kann oder ob sie vielmehr als ein ‚menschengemachtes‘, subjektives Konstrukt anzusehen ist. An diese Frage schließt sich zumeist die erkenntnistheoretische Problematik an, ob und wie wir zu objektiver Erkenntnis über die Wirklichkeit gelangen.
Ein wissenschaftlicher Realist behauptet, dass die Gegenstände wissenschaftlichen Interesses und wissenschaftlicher Forschung von uns, d.h. im Besonderen von unseren Theorien, Modellen, Vorstellungen und wissenschaftlichen Sprachen und formalen Systemen, unabhängig sind. Ferner ist er der Auffassung, dass wir mit Hilfe der uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Theorien, Methoden und Instrumente in der Lage sind, die von unseren subjektiven Leistungen unabhängige Wirklichkeit mindestens zum Teil und im Laufe des wissenschaftlichen Fortschritts immer besser und umfassender zu erkennen.